Oliver Roth – S&P zeigt den USA die „Gelbe Karte“

 Die Vereinigten Staaten von Amerika. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. 311 Millionen Einwohner, 9,6 Millionen Quadratkilometer groß und eines der reichsten Länder dieser Welt mit einer jährlichen Wirtschaftsleistung von 14,6 Billionen US Dollar. Ein wahrer Gigant. Aber seit Jahren krankt das Land an einer hohen Verschuldung, die sich gerade durch die Finanzkrise noch dramatisch erhöht hat. Mit 14,3 Billionen US Dollar (93% vom BIP) ist der Staat mittlerweile in der Kreide. In diesem Jahr kommen weitere 1,55 Billionen US Dollar (10,7% vom BIP) dazu. Für 2012 erwartet der US Präsident ein weiteres Defizit in Höhe von 1,6 Billionen USD. Damit stiege die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte demnächst auf deutlich über 15,5 Billionen USD. Und das Ende ist noch nicht in Sicht. 

Genug der Zahlen. Ich glaube, dass hier eines klar wird. Die Entscheidung der Ratingagentur S&P, Amerika eine Verwarnung zu erteilen, war mehr als überfällig. Mit der Herabsetzung des Ausblicks über die Zahlungsfähigkeit der USA, hat sich die US Ratingagentur zumindest ein Minimum an internationaler Reputation erhalten können. Denn die Messlatte der US Ratingagenturen hatte in der Vergangenheit für andere Länder deutlich höher gelegen, als für die USA. Der Verdacht der Parteilichkeit kam auf. So wurde beispielsweise Spanien kürzlich herabgestuft, obwohl die Spanier sowohl eine vergleichbar niedrige Gesamtverschuldung (knapp 60% des BIP) haben, als auch eine geringere Neuverschuldung als die USA aufweisen. Man sollte zwar nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, aber eine unterschiedliche Bemessungsgrundlage wurde offensichtlich. Es wurde über Jahre mit zweierlei Maß gemessen. Ob das nun der Vergangenheit angehört, bleibt zweifelhaft, denn der politische Druck wird zunehmen. Aber zumindest steht die USA nun unter dem Druck etwas an der bisherigen Finanzpolitik ändern zu müssen. Ein Stein wurde ins Rollen gebracht, der nicht ohne weiteres aufzuhalten ist. Eine Debatte wird nun auch in Washington zwischen Demokraten und Republikanern vehement geführt. Doch bisher geht das, was an Vorschlägen auf dem Tisch liegt, nicht im Ansatz weit genug. So plant Präsident Obama ganze 4 Billionen USD bis ins Jahr 2023 einzusparen. Das wären 400 Mrd. USD an Einsparungen pro Jahr. Nach dem derzeitigen Stand, wäre das bei weitem nicht genug. Und die Opposition will mit 4,4 Billionen USD nur wenig mehr einsparen. Und ob die Rechnung der US Amerikaner aufgeht, den größten Anteil der Schulden durch wirtschaftliche Dynamik zurückzahlen zu können, steht in den Sternen. Die US Wirtschaft schwächelt seit Jahren und bleibt das größte Sorgenkind der Weltökonomie. Denn die Zeiten, dass Ausländer die Schulden der USA unbegrenzt finanzieren, sind vorbei.  Sollten die USA ihre Schulden nicht in den nächsten Jahren in den Griff bekommen, so droht nicht nur ihnen, sondern uns allen ein dunkles Zeitalter. Ein Grund zur Häme gibt es für uns Europäer nicht. Denn auf Gedeih und Verderb sind wir vom Wohlstand der USA abhängig. Sollten sie stürzen, so stürzt mit ihnen die ganze Welt. 

 

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