Chinas Kampf gegen die Spekulationsblase
Seit Jahren boomt der Immobilienmarkt Im Reich der Mitte. Und jetzt droht er zu überhitzen. Im September waren Häuser und Wohnungen in chinesischen Großstädten um mehr als neun Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Mancherorts stiegen die Preise gar um ein Fünftel. Die Regierung hat sich nun der Bekämpfung dieser Blase verschrieben. Platz die Blase trotzdem?
Nach der Weltwirtschaftskrise erholte sich Chinas Volkswirtschaft schneller als gedacht, weil zum einen die Banken kaum mit den Immobilienpapieren aus den USA infiziert waren und zum andern die chinesische Notenbank und der Staat schnell viel Geld in die Hand nahmen, um eine Depression zu verhindern. So blieb China, auch nach der ersten Krisenwellle die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft.
Seit Jahren wird daher in China viel Geld gedruckt um die Wirtschaft auf Kurs zu halten. Durch eine schnell ansteigende Geldmenge ist zum einen die Gefahr einer Inflation groß und zum anderen ist dies der Humus einer jeden Preisblase. Genau diese Gefahr besteht aufgrund der expansiven Geldpolitik der Notenbanken. Diese versucht durch die Geldpresse die Wirtschaft zu stimulieren und verursacht damit eine Blase am Immobilienmarkt. Die Entstehung einer Preisblase ist deutlich zu erkennen. Zweistellige Zuwachsraten sind weiterhin die Norm in den chinesischen Metropolen.
Es geht hoch her und der Run auf Häuser und Wohnungen scheint kein Ende in Shanghai, Peking und den anderen Ballungszentren zu nehmen. Die Zuwachsraten der Immobilienpreise sind weiterhin hoch. Und viele Normalverdiener können sich längst kein Eigentum mehr leisten. Da die durchschnittlichen Verschuldungsquoten der Eigenheime -im internationalen Vergleich- immer noch gering sind, bleibt zu hoffen, das auch im Falle eines plötzlichen Preisverfall die Immobilienmärkte stabil bleiben, doch gewiss ist das nicht. Die Angst vor dem Platzen der Blase geht um. Gerade zuletzt haben sich Wohnungen wie seit fast drei Jahren nicht mehr verteuert: In den 70 wichtigsten Großstädten Chinas zogen die durchschnittlichen Preise für Wohnimmobilien im September um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an. Im August hatte das Plus laut dem staatlichen Statistikamt noch bei 8,3 Prozent gelegen. Vor allem in den größten Metropolen schnellten die Preise besonders stark nach oben: in Peking um 16 Prozent, in Shanghai in 17 Prozent und in Guangzhou sowie Shenzhen um rund 20 Prozent. Deshalb hat jetzt die Regierung das Thema ganz oben auf ihre Agenda gesetzt.
Die Regierung steckt aber in der Zwickmühle, denn der chinesische Immobilienmarkt gilt zusammen mit dem großen und weitgehend unregulierten Schattenbankensektor sowie der hohen Verschuldung der Provinzen als Achilles Ferse des Landes. Außerdem gelten Immobilien bei Chinesen als sichere Investition – je weniger sich Haus oder Wohnung leisten können, desto stärker steigt die Unzufriedenheit. Es drohen Unruhen. Der Häusermarkt ist zusätzlich für die chinesische Wirtschaft von hoher Bedeutung, da er für einen wesentlichen Teil des Wachstums verantwortlich ist. Die Regierung darf den Markt also nicht zu stark abwürgen. Auch der Bankensektor könnte durch fallende Immobilienpreise in Mitleidenschaft gezogen werden. Denn allzu oft kommen viele fragile Kredite in schlechten Zeiten wie ein Bumerang zum Kreditgeber zurück. Das Erbe von leichtfertigen Kreditvergaben aus den Jahren 1998 bis 2000 belastet immer noch Chinas Finanzsystem. Damals bestand die Regierung in Peking gegenüber führenden Banken auf Kreditvergaben an unprofitable Staatsunternehmen. Nach Schätzungen lagern immer noch ein Drittel dieser faulen Kredite tief unten in den Kellern der betroffenen Finanzinstitute und belasten massiv die Bilanzen.
Eine Lösung könnte sein, dass der Bau preiswerter Wohnungen beschleunigt und die Immobiliensteuern ausgedehnt werden. Immobilienentwickler könnten zudem neue Finanzierungsmöglichkeiten erhalten. Im November beschloss die Zentralregierung in Peking, die Immobiliensteuer voranzutreiben und die Mindestanzahlung für Immobilien zu erhöhen. Bisher konnte die Regierung immer noch das schlimmste verhindern. Vorerst platzt die Blase nicht. Es ist zu hoffen, dass es so bleibt. Aber auf Dauer ist das fraglich. Sollte die Blase in China platzen, Würde nicht nur Chinesen darunter zu leiden haben.